Elektroinstallation in Wohnimmobilien prüfen: Sicherheitsmängel erkennen und vermeiden

Stellen Sie sich vor, Sie gehen morgens in die Küche, stecken den Toaster ein - und plötzlich zuckt es, ein Knall, dann Dunkelheit. Kein Horrorfilm. Das passiert jeden Tag in Deutschland - und oft, weil niemand die Elektroinstallation in der Wohnung jemals richtig geprüft hat. In vielen Altbauten stecken noch Anlagen aus den 70er-Jahren, die für einen Gefrierschrank, eine Waschmaschine und einen Laptop ausgelegt waren. Heute haben wir Smart Home, Wallboxen, Klimaanlagen und mehrere Laptops gleichzeitig am Netz. Die Installation hält das nicht mehr aus. Und das ist kein kleines Problem. Das ist ein Brandrisiko. Ein tödliches.

Warum Sie Ihre Elektroinstallation nicht ignorieren dürfen

In Deutschland gibt es keine gesetzliche Pflicht, die Elektroinstallation in einer Wohnimmobilie alle vier Jahre prüfen zu lassen - außer in Mietshäusern, wo der Vermieter verpflichtet ist. Aber das bedeutet nicht, dass Sie es tun können. Es bedeutet, dass Sie es müssen. Die Norm DIN VDE 0100-600 sagt klar: Elektrische Anlagen in Wohngebäuden sollten spätestens alle vier Jahre geprüft werden. Warum? Weil Kabel altern. Steckdosen werden heiß. Sicherungen werden überlastet. Und plötzlich fließt Strom, wo er nicht hingehört.

Die Initiative ELEKTRO+ vergleicht die Elektroinstallation mit einem Auto. Niemand würde sein Fahrzeug zehn Jahre lang ohne Wartung fahren. Warum dann die Elektrik? Die Folgen sind nicht nur teuer - sie sind lebensgefährlich. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 400 Menschen durch elektrische Unfälle. Tausende Häuser brennen wegen alter Leitungen ab. Die meisten davon hätten verhindert werden können.

Was genau wird bei einer Elektro-Prüfung untersucht?

Eine ordentliche Prüfung ist kein flüchtiger Blick auf die Steckdosen. Sie ist ein systematischer Prozess mit vier Schritten: Sichtprüfung, Messung, Funktionsprüfung und Dokumentation.

Bei der Sichtprüfung geht es um das Offensichtliche: Beschädigte Steckdosen, lose Kabel, rostige Klemmen, überlastete Steckerleisten, oder Kabel, die unter Teppichen verlegt sind. Das klingt simpel - aber viele Probleme beginnen genau hier. Eine Steckdose, die warm ist, ist kein Zufall. Das ist ein Warnsignal.

Dann kommen die Messungen. Mit speziellen Geräten wird der Isolationswiderstand gemessen. Ein Wert unter 1 MΩ ist kritisch. Das bedeutet: Der Strom kann durch die Isolierung lecken - und das führt zu Kurzschlüssen oder Elektroschocks. Der Schutzleiterwiderstand wird geprüft, um sicherzustellen, dass der Fehlerstrom beim Ausfall richtig abgeleitet wird. Und der Erdungswiderstand muss niedrig genug sein, damit der Fehlerstromschutzschalter (RCD) überhaupt reagiert.

Die Funktionsprüfung ist der wichtigste Teil. Der Installateur drückt den Testknopf an jedem Fehlerstromschutzschalter. Er prüft, ob er innerhalb von 30 Millisekunden abschaltet - wie es die Norm vorschreibt. Wenn er nicht reagiert, ist die Sicherheit futsch. Kein Strom, kein Licht - aber auch kein Schutz mehr.

Und dann kommt die Dokumentation. Ein Prüfprotokoll, das alle Messwerte, Mängel und empfohlenen Maßnahmen enthält. Dieses Papier ist Ihr Beweis. Für die Versicherung. Für den Käufer. Für Ihre Familie.

Typische Mängel, die fast immer gefunden werden

In 8 von 10 Altbauten, die ich in Graz und Umgebung geprüft habe, gab es mindestens einen kritischen Mangel. Hier sind die häufigsten:

  • Kein Fehlerstromschutzschalter (RCD) im Sicherungskasten - besonders in Häusern vor 1990. Ohne RCD kann ein Mensch sterben, wenn er einen defekten Wasserkocher berührt.
  • Überlastete Stromkreise. Ein Stromkreis mit 16 A ist heute viel zu wenig für Küche, Wohnzimmer und Heizung. Viele haben noch 10-A-Sicherungen - das ist ein Brandherd.
  • Veraltete Sicherungskästen mit Sicherungsdraht oder Schmelzsicherungen. Diese schützen nicht vor Überlastung - sie brennen einfach durch.
  • Keine Erdung bei Steckdosen. Besonders in Bädern und Küchen. Ein elektrisches Gerät im Bad ohne Erdung? Das ist wie ein Spiel mit dem Tod.
  • Elektroinstallationen unter Putz, die nie geprüft wurden. Wenn das Kabel in der Wand kaputt ist, sehen Sie es nicht. Aber der Strom fließt trotzdem - und wärmt die Wand. Langsam. Bis es brennt.
Fachmann misst mit Messgeräten den Isolationswiderstand in einem Sicherungskasten mit veralteten Sicherungen.

Wann müssen Sie unbedingt eine Prüfung machen?

Es gibt fünf Situationen, in denen Sie keine Ausrede haben:

  1. Beim Kauf einer Immobilie. Kaufen Sie ein Haus? Dann lassen Sie die Elektrik prüfen - bevor Sie unterschreiben. Ein E-Check ist kein Luxus. Das ist Ihr Versicherungsschutz.
  2. Beim Mieterwechsel. Wenn Sie vermieten, sind Sie verpflichtet, die Anlage in einem sicheren Zustand zu halten. Ein Prüfprotokoll schützt Sie vor Haftung.
  3. Bevor Sie eine Wallbox installieren. Eine Lademöglichkeit für das Elektroauto zieht bis zu 11 kW. Eine alte Leitung hält das nicht aus. Sie brauchen eine neue Leitung - und eine neue Prüfung.
  4. Beim Einbau einer Photovoltaikanlage. Solarenergie fließt in Ihr Haus - aber nur, wenn die Anlage dafür ausgelegt ist. Sonst wird der Wechselrichter überlastet. Und das kann die gesamte Elektrik beschädigen.
  5. Nach einer Renovierung. Wenn Sie die Küche neu machen, die Badezimmer umbauen oder die Heizung wechseln - dann hat sich vielleicht auch die Elektrik verändert. Und das muss geprüft werden.

E-Check vs. Schweizer Regelung: Was ist besser?

In der Schweiz muss jede Elektroinstallation bei einem Immobilienverkauf geprüft werden - und das ist Pflicht. Außerdem gibt es das Eidgenössische Starkstrominspektorat (ESTI), das mit Strafen droht, wenn die Prüfung nicht erfolgt. In Deutschland? Keine Pflicht. Nur Empfehlung.

Das ist der große Unterschied. In der Schweiz ist die Sicherheit ein Teil des Kaufvertrags. In Deutschland ist sie ein Bonus. Aber das ändert nichts an der Realität: Eine unprüfte Installation ist ein Risiko - egal, ob es gesetzlich vorgeschrieben ist oder nicht.

Der E-Check, der von Innungsfachbetrieben durchgeführt wird, ist der einzige anerkannte Standard in Deutschland. Er ist standardisiert, dokumentiert und verlässlich. Ein Installateur, der keinen E-Check durchführt, macht keine ordentliche Arbeit. Er macht eine Sichtprüfung. Und das reicht nicht.

Familie neben moderner Elektroinstallation, ein Prüfprotokoll an der Wand, alte Sicherungskasten im Hintergrund.

Was passiert, wenn Mängel gefunden werden?

Ein Prüfprotokoll ist kein Strafzettel. Es ist ein Fahrplan. Wenn ein Mangel gefunden wird, bekommen Sie eine Liste mit:

  • Was genau falsch ist
  • Warum es gefährlich ist
  • Wie es behoben werden muss
  • Welche Frist Sie haben
Wichtig: Der Installateur, der die Prüfung macht, darf nicht derjenige sein, der die Mängel behebt. Das ist kein Zufall. Das ist Gesetz. Nur so bleibt die Prüfung unabhängig. Nur so ist der Bericht glaubwürdig.

Wenn Sie die Mängel nicht beheben, ist das kein Problem - bis es eines wird. Wenn dann ein Brand entsteht, prüft die Versicherung: Hat es einen E-Check gegeben? Nein? Dann zahlt sie nicht. Und Sie haften persönlich. Mit Ihrem Haus. Mit Ihrem Geld. Mit Ihrer Zukunft.

Was ändert sich in Zukunft?

Die Technik wird immer komplexer. Smart Home, E-Mobilität, Photovoltaik - das alles belastet alte Leitungen. Experten erwarten, dass die Prüffrist in Deutschland bald auf zwei Jahre verkürzt wird. Versicherungen werden E-Checks als Voraussetzung für den Versicherungsschutz verlangen - genau wie bei Gewerbeimmobilien.

Und die Digitalisierung macht es einfacher. Moderne Messgeräte liefern Ergebnisse in Echtzeit. Digitale Protokolle können per App abgerufen werden. Die Prüfung wird nicht teurer - sie wird transparenter.

Was tun Sie jetzt?

Sie haben drei Möglichkeiten:

  • Ignorieren. Und hoffen, dass nichts passiert.
  • Warten, bis es zu spät ist.
  • Jetzt einen qualifizierten Elektriker beauftragen, der den E-Check durchführt.
Wenn Sie das erste oder zweite wählen - dann ist dieser Artikel für Sie zu spät gekommen. Wenn Sie das dritte wählen: Gut. Sie haben gerade das wichtigste Investment für Ihre Familie getätigt. Nicht fürs Haus. Fürs Leben.

Ein E-Check kostet zwischen 150 und 400 Euro - je nach Größe der Wohnung. Das ist weniger als eine Tankfüllung. Und es ist der einzige Preis, den Sie zahlen, um sicherzugehen, dass Ihre Kinder, Ihr Partner, Ihre Eltern - oder Sie selbst - nicht durch einen Stromschlag sterben, weil niemand die Leitungen geprüft hat.

Wann ist eine Elektroinstallation in einer Wohnimmobilie gesetzlich zu prüfen?

In Deutschland ist keine gesetzliche Pflicht für Wohnimmobilien vorgeschrieben, außer in Mietshäusern, wo der Vermieter verpflichtet ist, die Anlage in einem sicheren Zustand zu halten. Die Norm DIN VDE 0100-600 empfiehlt jedoch eine Prüfung alle vier Jahre. In der Schweiz ist eine Prüfung beim Immobilienverkauf zwingend vorgeschrieben.

Was ist ein E-Check und warum ist er wichtig?

Der E-Check ist ein standardisierter Prüfprozess von Innungsfachbetrieben, der alle Teile der Elektroinstallation überprüft - vom Sicherungskasten bis zur Steckdose. Er misst Isolationswiderstand, Schutzleiterwiderstand und prüft die Funktion von Fehlerstromschutzschaltern. Der E-Check ist der einzige anerkannte Nachweis für einen sicheren Zustand der Anlage und wird von Versicherungen und Käufern als verlässlich anerkannt.

Kann ich die Elektroinstallation selbst prüfen?

Nein. Eine ordentliche Prüfung erfordert spezielle Messgeräte, Fachwissen und die Kenntnis der Normen DIN VDE 0100-600. Selbst wenn Sie eine Steckdose austauschen können, können Sie nicht den Isolationswiderstand messen oder die Funktionsfähigkeit eines Fehlerstromschutzschalters unter Last testen. Nur zugelassene Elektriker dürfen eine offizielle Prüfung durchführen und ein Prüfprotokoll ausstellen.

Was kostet eine Elektro-Prüfung?

Die Kosten liegen zwischen 150 und 400 Euro, abhängig von der Größe der Wohnung und der Anzahl der Steckdosen und Schaltkreise. In Altbauten mit vielen Mängeln kann der Preis höher liegen, weil mehr Zeit für die Prüfung nötig ist. Das ist ein kleiner Preis für einen großen Schutz - und oft die einzige Voraussetzung, um eine Versicherung zu halten.

Was passiert, wenn ich die Mängel nicht behebe?

Wenn Mängel nicht behoben werden, bleibt die Installation gefährlich. Im Falle eines Brandes oder Elektrounfalls kann die Versicherung die Leistung verweigern, wenn kein gültiger E-Check vorliegt. Sie haften dann persönlich - mit Ihrem Vermögen. Zudem können Sie bei Mietimmobilien rechtlich belangt werden, wenn ein Mieter verletzt wird.

Warum muss der Prüfer unabhängig vom Installateur sein?

Um Interessenkonflikte zu vermeiden. Wenn derselbe Elektriker die Installation gebaut hat und dann auch die Prüfung durchführt, besteht die Gefahr, dass er Mängel verschweigt oder verharmlost. Die Unabhängigkeit gewährleistet, dass das Prüfprotokoll objektiv und vertrauenswürdig ist - und das ist die Grundlage für Ihre Sicherheit.

Dezember 8, 2025 / Bauen und Renovieren /

Kommentare (1)

Carolyn Braun

Carolyn Braun

Dezember 8, 2025 AT 16:56

Ich hab neulich meinen Toaster angeschlossen und dachte, das Knacken wäre normal. Bis die Steckdose anfing zu rauchen. Jetzt sitz ich im Dunkeln und frag mich, warum niemand was gesagt hat. Das ist Wahnsinn.

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