Automatische Türantriebe im Bestand: Nachrüstung und Stromverbrauch optimieren

Stellen Sie sich vor, Sie öffnen eine Tür - und sie öffnet sich von selbst. Kein Drücken, kein Ziehen, kein Anstrengen. Für Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen ist das kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Doch was, wenn Ihr Haus oder Ihre Wohnung eine alte Holztür hat, die seit 40 Jahren manuell geöffnet wird? Kann man das nachrüsten? Und lohnt sich das, wenn man den Stromverbrauch im Blick hat?

Warum automatische Türen im Bestand sinnvoll sind

Viele Gebäude in Österreich und Deutschland sind alt. Die Türen sind schwer, die Rahmen verformt, die Dichtungen undicht. Jedes Mal, wenn jemand die Tür öffnet, entweicht warme Luft - oder kühle Luft aus dem Klimagerät. Eine Studie der Fraunhofer-Gesellschaft aus 2022 zeigt: Manuelle Türen, die nicht ordentlich geschlossen werden, verursachen bis zu 15 % mehr Wärmeverlust als automatisch schließende Türen. Das ist kein kleiner Verlust. Das ist Geld, das Sie jeden Monat in die Luft blasen.

Automatische Türantriebe verhindern das. Sie schließen präzise, schnell und zuverlässig. Kein Zufall. Kein Vergessen. Kein offene Tür, während jemand im Flur seine Tasche sucht. Und das ist nicht nur gut für die Heizkosten. Es ist auch ein großer Schritt zur Barrierefreiheit. Laut DIN 18040-1 müssen öffentliche Gebäude bis 2025 barrierefrei sein. Das gilt für Supermärkte, Arztpraxen, Gemeindeämter - und auch für Wohngebäude mit Mietwohnungen, wenn sie umfassend saniert werden.

Wie viel Strom verbrauchen moderne Türantriebe wirklich?

Viele denken: Automatisch = viel Strom. Das ist falsch. Moderne Systeme sind energieeffizienter als Ihre alte Glühbirne.

Der ASSA ABLOY SL500, ein beliebtes Nachrüstmodell, verbraucht im Standby nur 12,7 Watt pro Stunde. Das sind 0,305 kWh pro Tag. Bei 365 Tagen: 111,3 kWh pro Jahr. Bei einem Strompreis von 47 Cent pro kWh: rund 52 Euro im Jahr. Klingt viel? Vergleichen Sie das mit der Wärmeverlustrechnung.

Einige Systeme sind noch effizienter. Der Dorma ED 100 kommt mit nur 8,2 Watt pro Stunde aus - das sind 75 kWh pro Jahr, also knapp 35 Euro. Die Hörmann PortaMatic bewirbt sich mit unter 15 kWh pro Jahr - also weniger als 7 Euro Stromkosten. Wie ist das möglich? Weil sie nicht ständig laufen. Sie wachen nur auf, wenn jemand kommt.

Und hier kommt die intelligente Steuerung ins Spiel. Systeme wie der ecoLOGIC von ASSA ABLOY nutzen KI, um zu lernen, wann jemand kommt. Sie passen die Öffnungsgeschwindigkeit an den Verkehr an. Bei Nacht oder in ruhigen Stunden reduzieren sie die Reaktionszeit. Bei starkem Wind schließen sie langsamer, um Energie zu sparen. Das spart bis zu 8 % mehr Energie als herkömmliche Systeme - und das bei gleichbleibender Sicherheit.

Was kostet die Nachrüstung wirklich?

Die Anschaffungskosten liegen zwischen 1.200 und 2.500 Euro pro Tür, ohne Installation. Das ist kein kleiner Betrag. Aber rechnen Sie weiter. Ein durchschnittlicher Haushalt spart mit einer automatischen Tür pro Jahr 120 bis 180 Euro an Heizkosten - allein durch bessere Abdichtung und kürzere Öffnungszeiten. Die Stromkosten für den Antrieb selbst sind minimal. Wenn Sie also eine Tür nachrüsten, zahlen Sie nicht nur für den Motor. Sie zahlen für weniger Wärmeverlust, weniger Pflege, weniger Stress.

Die Installation ist nicht DIY. Sie brauchen einen Elektriker mit Elektrofachkraft-Qualifikation (DGUV Vorschrift 3). Die Arbeit dauert durchschnittlich 2,5 Stunden. In Graz kostet das je nach Betrieb zwischen 80 und 120 Euro pro Stunde. Also etwa 200 bis 300 Euro für die Montage. Dazu kommen eventuell Umbaukosten, wenn die Tür nicht gerade genug Platz für den Antrieb bietet. Bei Drehflügeltüren in Altbauten ist das oft der Fall. Dann braucht man spezielle Lösungen, wie den GEZE Bus-Modul, der mit bestehenden Alarmsystemen kompatibel ist.

Technische Schnittansicht einer nachgerüsteten Tür mit Energiesparantrieb und Wärmedämmung in einem historischen Gebäude.

Welche Systeme eignen sich für die Nachrüstung?

Nicht jeder Antrieb passt in jede Tür. Es gibt zwei Haupttypen: Drehflügel- und Schiebetüren. In bestehenden Gebäuden sind fast immer Drehflügeltüren vorhanden. Schiebetüren brauchen Platz an der Seite - den haben viele Altbauten nicht.

Für Drehflügeltüren sind diese Modelle besonders geeignet:

  • ASSA ABLOY SL500: Robust, präzise, mit ecoLOGIC-Option. Ideal für öffentliche Gebäude. Kann mit Smart-Home-Systemen vernetzt werden.
  • Dorma ED 100: Niedriger Stromverbrauch, einfach zu installieren. Gut für Wohnungen und kleine Praxen.
  • Hörmann PortaMatic: Günstigster Betrieb, aber weniger Integration. Perfekt, wenn Sie nur eine zuverlässige Tür brauchen - und keine App steuern wollen.
  • GEZE Powermatic: Hohe Kraft, ideal für schwere Türen über 100 kg. Wird oft in Krankenhäusern eingesetzt.
Alle diese Systeme erfüllen die EN 16005-Norm, die für barrierefreie Türen verpflichtend ist. Sie stoppen sofort, wenn etwas im Weg ist - ein Kind, ein Stock, ein Hund. Das ist kein Bonus. Das ist Pflicht.

Die größte Gefahr: Falsche Einstellung

Ein Türantrieb, der falsch eingestellt ist, kann mehr Energie verbrauchen als er spart. Das ist kein theoretisches Problem. Laut ASSA ABLOY waren 41 % aller Supportanfragen im ersten Quartal 2023 auf falsch justierte Sensoren zurückzuführen.

Wenn die Sensoren zu empfindlich sind, öffnet sich die Tür, wenn jemand nur an der Wand vorbeigeht. Wenn sie zu träge sind, muss der Nutzer zweimal winken. Beides kostet Energie. Und Zeit. Und Nerven.

Die Lösung? Professionelle Einrichtung. Die meisten Hersteller bieten Schulungen für Facility-Manager an - 4 bis 6 Stunden, um die Cloud-Steuerung zu beherrschen. Aber auch ein guter Elektriker kennt die Tricks. Er kalibriert die Sensoren mit dem tatsächlichen Verkehrsmuster. Er prüft, ob die Tür im Winter nicht zu lange offen bleibt, weil der Sensor im kalten Wind nicht richtig funktioniert.

Ein Tipp: Nutzen Sie das Sustainable-Mode-Modul von ASSA ABLOY. Es kostet nur 32 Euro und reduziert den Verbrauch um weitere 19 %. Es wird bei der nächsten Wartung aktiviert - kein neuer Antrieb nötig.

Wie sieht die Zukunft aus?

Bis 2025 sollen 60 % aller neuen Türantriebe IoT-fähig sein. Das bedeutet: Sie kommunizieren mit Ihrer Heizung, Ihrer Lüftung, sogar mit Ihrer Solaranlage. Wenn die Sonne scheint und die Heizung läuft, öffnet die Tür nur kurz. Wenn es kalt ist, schließt sie schneller. Das spart nicht nur Strom. Es spart Heizöl, Gas, Geld.

Die EU-Gebäuderichtlinie will bis 2030 alle öffentlichen Gebäude zu „Nearly Zero Energy Buildings“ machen. Automatische Türen werden dabei kein Zusatzgerät sein - sondern ein Standardbauteil. Wie eine Isolierung. Wie ein Fenster. Nur, dass es sich bewegt.

Smart-Home-System verbindet automatische Türen mit Heizung und Solaranlage in einem alten Wohnhaus.

Was sagen Nutzer?

Auf barrierefrei.de schreibt ein Nutzer: „Der Dorma ED 100 hat unsere Energiekosten um 12 % gesenkt. Aber der Elektriker hat drei Stunden gebraucht - das war teurer als erwartet.“

Ein anderer auf Reddit: „Nach 18 Monaten: 2,78 € Stromkosten. Genau wie versprochen.“

In einem Schweizer Wohnheim reduzierten GEZE-Türen die Pflegezeit pro Tag um 15 Minuten. Das ist nicht nur Komfort. Das ist Zeit, die für andere Aufgaben bleibt. Für Gespräche. Für Mahlzeiten. Für Ruhe.

Die Mehrheit der Nutzer (89 %) sagt: Die Barrierefreiheit ist der Hauptgrund. Die Energieeinsparung ist ein Bonus. Ein sehr guter Bonus.

Was tun, wenn Sie nachrüsten wollen?

1. Prüfen Sie die Tür: Ist sie gerade? Ist sie dicht? Hat sie einen stabilen Rahmen? Wenn nicht, muss erst die Tür saniert werden - sonst hält der Antrieb nicht lange.

2. Wählen Sie den richtigen Typ: Drehflügel? Schiebetür? Welche Breite? Wie schwer? Die Hersteller geben das in den Datenblättern an. Fragen Sie nicht den Elektriker, ob es passt. Fragen Sie die technische Hotline des Herstellers.

3. Wählen Sie den richtigen Anbieter: ASSA ABLOY und GEZE bieten beste Integration. Hörmann ist günstiger. Dorma ist einfach. Was brauchen Sie? Eine App? Eine Verbindung zum Gebäudeleitsystem? Oder nur eine Tür, die sich öffnet?

4. Lassen Sie die Sensoren professionell einstellen. Keine Selbstversuche. Kein „probieren, bis es geht“. Das kostet mehr Energie als es spart.

5. Planen Sie die Wartung: Bei 50 Öffnungen pro Tag: halbjährlich schmieren, prüfen, kalibrieren. Das kostet 80 bis 120 Euro - aber verhindert teure Reparaturen.

Fazit: Es lohnt sich - wenn es richtig gemacht wird

Ein automatischer Türantrieb ist kein Spielzeug. Es ist eine Investition in Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz. Die Stromkosten sind minimal. Die Heizkosteneinsparung ist real. Die Barrierefreiheit ist unverzichtbar.

In Österreich, wo viele Gebäude alt sind und die Energiepreise steigen, ist die Nachrüstung kein Luxus. Sie ist eine kluge Entscheidung. Für Sie. Für Ihre Familie. Für die Umwelt.

Wenn Sie jetzt eine Tür nachrüsten, sparen Sie nicht nur Strom. Sie sparen Zeit. Sie sparen Stress. Und Sie machen Ihr Zuhause - oder Ihr Geschäft - ein Stück menschlicher.

Dezember 12, 2025 / Bauen und Renovieren /