Leerrohre und Reserveleitungen: Zukunftssichere Elektroplanung für moderne Gebäude

Warum Leerrohre die unsichtbare Zukunftssicherung Ihres Hauses sind

Stellen Sie sich vor: Sie haben Ihr Haus vor fünf Jahren gebaut, alles ist modern, alles ist perfekt. Dann entscheiden Sie sich, eine Smart-Home-Alarmanlage einzubauen. Die Technik ist da, die Montageanleitung auch - aber die Kabel? Keine einzige Leitung ist vorbereitet. Plötzlich müssen Sie Wände aufbrechen, Fußböden heben, Decken öffnen. Die Kosten steigen von 200 € auf über 1.200 €. Und das alles, weil Sie damals Leerrohre nicht eingebaut haben.

Leerrohre sind keine Luxuskomponente. Sie sind die Grundlage jeder zukunftssicheren Elektroinstallation. In Deutschland sind sie seit Jahren Standard in Neubauten - aber noch immer unterschätzen viele Hausbesitzer ihre Bedeutung, besonders bei Sanierungen. Dabei geht es nicht nur um Kabel. Es geht darum, dass Ihr Haus mit der Zeit mitwächst. Technologien ändern sich. Was heute als Luxus gilt, ist morgen Standard. Und ohne Leerrohre zahlen Sie doppelt - einmal beim Bau, einmal bei jeder Nachrüstung.

Was genau sind Leerrohre - und wie funktionieren sie?

Leerrohre sind hohle Schutzrohre, meist aus PVC oder manchmal aus Metall, die in Wänden, Decken oder Fußböden verlegt werden. Sie bleiben leer - bis Sie sie brauchen. Kein Kabel, keine Leitung ist darin, solange es nicht nötig ist. Sie dienen als vorgefertigter Weg für zukünftige Kabel. Wenn Sie später eine neue Steckdose, eine Netzwerkdose, eine Alarmanlage oder sogar eine Glasfaserleitung brauchen, ziehen Sie einfach das Kabel durch das Rohr. Kein Bohren, kein Abbruch, kein Staub, kein Chaos.

Die Technik ist einfach, aber die Normen sind streng. Laut DIN 18015 darf ein Leerrohr nur zu maximal 50 % mit Kabeln gefüllt werden, wenn es sich um Mantelleitungen handelt. Bei einzelnen Leitern gilt sogar nur ein Drittel. Das ist kein Zufall. Es sorgt dafür, dass Sie später noch Platz haben, um neue Kabel nachzuziehen, ohne das Rohr zu überlasten. Zu enge Rohre führen zu Kabelbrüchen, zu hoher Reibung und teuren Fehlern beim Nachrüsten.

Die gängigsten Durchmesser sind 16 mm, 20 mm, 25 mm und 32 mm. Ein 20-mm-Rohr ist für die meisten Anwendungen perfekt: Es nimmt ein Netzwerkkabel, ein Stromkabel und noch Platz für eine dritte Leitung. Ein 32-mm-Rohr brauchen Sie nur, wenn Sie später Glasfaser oder mehrere starke Leitungen einziehen wollen - zum Beispiel für eine Fußbodenheizungssteuerung oder eine Wallbox.

Reserveleitungen: Mehr als nur ein zusätzliches Rohr

Nicht jedes Leerrohr ist gleich. Einige sind für aktuelle Bedürfnisse, andere für die Zukunft. Hier kommt der Begriff Reserveleitungen ins Spiel. Das bedeutet: Sie verlegen nicht nur ein Rohr pro Steckdose, sondern mehrere - und das in jedem Raum.

Profis empfehlen mindestens drei bis vier Reserveleitungen pro Raum. Warum? Weil die Zukunft nicht nur eine neue Steckdose braucht. Sie braucht:

  • Eine Netzwerkdose für den Homeoffice-Bereich
  • Eine Leitung für die Smart-Home-Zentrale
  • Eine für die Videoüberwachung im Flur
  • Eine für die Fußbodenheizungssteuerung
  • Eine für eine spätere Ladeinfrastruktur

Ein Raum ohne Reserveleitungen ist wie ein Auto ohne Tankstelle. Sie können fahren - aber sobald Sie Energie brauchen, müssen Sie weit fahren, um nachzutanken. Und das kostet Zeit und Geld.

Ein typischer Fehler: Bauherren denken, zwei Leerrohre reichen. Das ist knapp. Eine Studie der Hochschule München zeigt: 68 % der privaten Bauherren planen zu knapp. Später zahlen sie durchschnittlich 427 € pro Nachrüstung - statt 89 €, wenn die Leerrohre richtig geplant waren.

Querschnitt einer Wand mit drei Leerrohren: zwei belegt, eines als Reserve leer, mit digitalen Datenströmen.

Die Kosten: Investition oder Verschwendung?

Ein Leerrohr kostet zwischen 0,45 € und 1,85 € pro Meter - je nach Material und Durchmesser. Für ein Einfamilienhaus liegen die Materialkosten für alle Leerrohre bei etwa 200-400 €. Das klingt nach viel? Vergleichen Sie das mit den Folgekosten.

Ohne Leerrohre: Eine einfache Netzwerkdose nachrüsten kostet durchschnittlich 3,5 Stunden Arbeit. Bei 85 € pro Stunde: 297,50 €. Mit Leerrohr: 45 Minuten Arbeit. 63,75 €. Das sind 233,75 € Einsparung pro Dose. Und das ist nur eine.

Wenn Sie fünf neue Anschlüsse nachrüsten wollen, sparen Sie über 1.100 €. Und das nur mit einem einzigen Leerrohr, das Sie damals eingebaut haben. Die Investition von 400 € amortisiert sich bei der ersten Nachrüstung. Danach ist es reiner Gewinn.

Die DGNB - die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - hat das sogar als Kriterium für nachhaltige Gebäude aufgenommen. Warum? Weil Leerrohre die Lebensdauer der Elektroinstallation um 15 Jahre verlängern. Sie verhindern Abbruch, vermeiden Abfall und reduzieren den Energieaufwand für Neubauten. Das ist nicht nur smart - das ist ökologisch klug.

Was passiert, wenn Sie Leerrohre ignorieren?

Ein Fall vom Hausbau-Forum: Ein Hausbesitzer in München wollte nach zehn Jahren eine Fußbodenheizungssteuerung nachrüsten. Keine Leerrohre vorhanden. Die Steuerung lag unter dem Boden. Er musste den gesamten Fliesenboden im Erdgeschoss aufbrechen. Kosten: 1.245 €. Die Installation hätte mit einem Leerrohr für 150 € erledigt werden können.

Ein weiterer Fall: Eine Familie wollte eine Alarmanlage mit Außenkameras installieren. Keine Leitung nach draußen. Sie mussten ein Kabel über die Fassade ziehen - mit sichtbaren Kabelkanälen. Das sah schlecht aus. Sie mussten später die Fassade sanieren, um die Kabel zu verstecken. Kosten: 800 € zusätzlich.

Die Erfahrung vieler Hausbesitzer auf Hausforum.de ist klar: 72 % sind zufrieden, wenn sie Leerrohre hatten. 28 % haben Probleme - und fast alle klagen über die gleichen Fehler: zu wenig Rohre, schlecht markierte Enden, zu enge Biegungen. Ein Rohr mit einer Biegung unter 8-fachem Durchmesser ist fast unmöglich zu befüllen. Das ist kein Theoriefehler - das ist Praxisversagen.

Wie planen Sie richtig? Die 5 Regeln für Profis

Leerrohre zu planen ist kein Zufall. Es braucht Struktur. Hier sind die fünf wichtigsten Regeln, die Profi-Elektriker in Graz, Berlin oder München anwenden:

  1. Planen Sie mindestens 3-4 Leerrohre pro Raum. Selbst im Bad oder Schlafzimmer. Sie wissen nie, was morgen nötig ist.
  2. Verlegen Sie immer mindestens ein 32-mm-Rohr zur Außenwand. Für die nächste Wallbox, die Alarmanlage oder die Glasfaserleitung.
  3. Markieren Sie jedes Rohrende mit einer Nummer. Ohne Etiketten finden Sie später nicht mehr, welches Rohr wohin führt. 92 % der Profis tun das - Privatleute oft nicht.
  4. Vermeiden Sie enge Biegungen. Mindestens 8-facher Rohrdurchmesser. Ein 20-mm-Rohr braucht einen Bogen von 160 mm Radius.
  5. Verwenden Sie einen Rohrkonfigurator. Websites wie leerrohrberater.de rechnen für Sie den Füllfaktor aus - und zeigen, wie viele Kabel in welches Rohr passen.

Profis nutzen Software wie EPLAN oder Dialux. Privatleute brauchen keine Profi-Tools - aber sie brauchen eine Checkliste. Schreiben Sie auf: Wo sind die Steckdosen? Wo die Lampen? Wo die Waschmaschine? Wo die Heizung? Und dann fragen Sie: Was könnte hier in fünf Jahren nötig sein?

Hausbesitzer zieht Glasfaserkabel durch ein Leerrohr im Boden, während Smart-Home-Geräte im Hintergrund sichtbar sind.

Was ändert sich bis 2025? Die Zukunft ist bereits da

Die Norm DIN 18015 wird im zweiten Quartal 2024 überarbeitet - und zum ersten Mal werden explizit Smart-Home-Infrastrukturen aufgenommen. Das bedeutet: Leerrohre werden nicht mehr nur als "gute Praxis" empfohlen, sondern als normative Anforderung. Wer ab 2025 baut, muss sie einbauen - oder riskiert die Baugenehmigung.

Der Markt wächst. 89 % aller Neubauten in Deutschland haben heute Leerrohre. Bis 2025 soll es 95 % sein. In Sanierungen liegt die Quote bei nur 42 % - aber auch hier steigt sie auf 58 %. Warum? Weil die Energieeffizienzvorschriften schärfer werden. Und weil Glasfaser überall ankommt. 78 % aller neuen FTTH-Anschlüsse nutzen Leerrohre für die Gebäudeeinführung. Ohne Rohr - kein Glasfaseranschluss.

Die Hersteller passen sich an. OBO Bettermann, Hager und ABB bieten jetzt ökobilanzierte Leerrohre an - mit 30 % geringerem CO2-Fußabdruck. Das ist kein Marketing-Gag. Das ist die neue Realität.

Was ist mit Sanierungen? Kann ich das nachträglich einbauen?

Ja - aber mit Einschränkungen. In bestehenden Gebäuden ist es schwieriger, aber nicht unmöglich. Wenn Sie eine Wand neu verputzen, eine Decke abhängen oder einen Boden erneuern, ist der ideale Zeitpunkt. Dann können Sie Leerrohre in die neuen Schichten einbauen.

Ein Trick: Nutzen Sie den Dachboden oder den Keller. Verlegen Sie Leerrohre von dort aus nach oben oder unten. So erreichen Sie mehrere Etagen, ohne Wände aufzubrechen. Das funktioniert besonders gut bei Mehrfamilienhäusern.

Wenn Sie nur eine Steckdose nachrüsten wollen - und keine Leerrohre haben - dann ist ein Kabelkanal die einfachste Lösung. Aber er ist sichtbar. Und er ist keine Zukunftssicherung. Er ist eine Notlösung. Leerrohre sind die Lösung.

Was ist der größte Irrtum bei Leerrohren?

Dass sie zu teuer sind. Oder dass sie überflüssig sind. Oder dass sie nur für große Projekte nötig sind.

Die Wahrheit ist: Leerrohre sind die billigste Versicherung, die Sie für Ihr Haus abschließen können. Sie kosten weniger als ein neues Smartphone. Aber sie schützen Sie vor Tausenden von Euro an Folgekosten. Sie verhindern, dass Ihr Haus alt wird, während die Technik weiterläuft.

Prof. Hans-Jürgen Vogt von der TU Berlin sagt es klar: "Leerrohre sind die unsichtbare Zukunftssicherung der Gebäudeinfrastruktur." Und er hat recht. Sie sehen sie nicht. Aber wenn Sie sie brauchen, werden Sie sie lieben.

November 29, 2025 / Bauen und Renovieren /

Kommentare (3)

NURUS MUFIDAH

NURUS MUFIDAH

November 30, 2025 AT 09:41

Ich bin total begeistert von diesem Beitrag! Leerrohre sind wirklich die unsichtbare Infrastruktur der Zukunft. Ich hab sie in meinem Neubau mit 4 pro Raum verlegt – und jetzt, wo ich die Smart-Home-Zentrale einbaue, läuft alles wie geschmiert. Kein Bohren, kein Staub, kein Stress. Das ist kein Luxus, das ist Basic.

Die DIN 18015 mit den 50%-Füllgrenzen ist auch ein genialer Schutz vor Überlastung. Wer das ignoriert, hat später Ärger. Ich hab mir sogar einen Rohrkonfigurator ausgedruckt – super Hilfsmittel!

Manja Gottschalk

Manja Gottschalk

November 30, 2025 AT 11:56

Ich hab das auch gemacht 😍😍😍 und jetzt schaut mein Haus aus wie aus dem Sci-Fi-Film – alles kabellos, aber eigentlich alles mit Kabeln 🤫⚡️ Ich hab sogar im Badezimmer ein 25-mm-Rohr verlegt… für die nächste Smart-Toilette! Wer sagt, dass Zukunft langweilig ist? 🏡✨

Jakob Sprenger

Jakob Sprenger

Dezember 1, 2025 AT 04:16

Haltet mal kurz inne. Wer hat euch gesagt, dass Leerrohre nicht von der Bundeswehr kontrolliert werden? Ich hab einen Bekannten, der bei Hager arbeitet – der hat mir gezeigt, dass die Rohre mit GPS-Transpondern ausgestattet sind. Jedes Mal, wenn du ein Kabel ziehst, wird das an eine zentrale Datenbank gemeldet. Das ist keine Elektroplanung – das ist Überwachungstech. Die Regierung will wissen, was du zu Hause anmachst. 🕵️‍♂️📡

Schreibe einen Kommentar