Viele kaufen den Tisch nach Breite - und wundern sich später über Nackenverspannungen. Das Zünglein an der Waage ist die Tiefe. Sie entscheidet, ob dein Monitor im richtigen Abstand steht, die Tastatur bequem liegt und noch Platz fürs Notizbuch bleibt. Hier bekommst du präzise Richtwerte, eine einfache Entscheidungshilfe und ein paar Tricks, die in der Praxis funktionieren. Ich arbeite selbst täglich im Homeoffice in Graz und habe zu viele Setups gesehen, die an fünf Zentimetern scheitern.
- TL;DR: Laptop-Only: 60-65 cm Tiefe; 24"-Monitor: 70 cm; 27": 75-80 cm; Dual 24": 80 cm; 32"/34" ultrawide: 90-100 cm. Zeichenbrett oder Stift-Tablet: +10-15 cm.
- Norm-Orientierung: EN 527 (Bürotische) und DIN EN ISO 9241‑5 empfehlen/ermöglichen Distanzen von ca. 50-75 cm zum Bildschirm - das erreichst du in der Regel erst ab 70-80 cm Tisch-Tiefe.
- Platz knapp? Monitorarm spart 8-12 cm Tiefe. Flache Tastatur und Wandmontage helfen zusätzlich.
- Faustregel: Je größer der Monitor, desto tiefer der Tisch - und plane 10 cm Handauflage vor der Tastatur ein.
- Häufige Fehler: 60‑cm‑Tisch mit 27"-Monitor, keine Kabelreserve, bullige Monitorfüße, Tisch an der Wand ohne Abstand.
Die kurze Antwort - und ein klares Raster
Wenn du nur eine Zahl willst, nimm 80 cm. Dieser Wert hat sich in Büros bewährt und ist in vielen Ausschreibungen Standard. Für typische Monitore, Papierkram und eine ergonomische Armauflage passt das fast immer. Für kleine Wohnungen ist das aber nicht immer drin, und nicht jede Arbeit braucht so viel Tiefe. Hier ist ein kurzes Raster, das dich sicher zur passenden Tiefe führt:
- Laptop bis 15": 60-65 cm
- Ein Monitor 22-24": 70 cm
- Ein Monitor 27": 75-80 cm
- Dual 24": 80 cm
- Ein Monitor 32" oder 34" ultrawide: 90-100 cm
- Stift-Tablet/Grafiktablett vor der Tastatur: +10-15 cm
Warum diese Zahlen? Ergonomische Leitlinien wie DIN EN ISO 9241‑5 nennen einen komfortablen Betrachtungsabstand von etwa 50-75 cm. Damit du diesen Abstand mit Tastatur, Handauflage und Monitorfuß erreichst, brauchst du ab 70-80 cm Tisch-Tiefe aufwärts - je nach Monitorgröße mehr.
Typische Marktgrößen: 60, 70, 80, 90 und 100 cm Tiefe. 60 cm ist schmal (gut für reines Tippen am Laptop), 70 cm ist alltagstauglich, 80 cm ist der Büro-Klassiker, 90-100 cm sind Premium für große Monitore, Zeichnen oder wenn du viel auf dem Tisch ablegst.
Wichtig: Die Schreibtisch Tiefe ist nicht das einzige Kriterium. Abstand zur Wand (Kabelradius!), Monitorfuß, Tastaturdicke und deine Sitzposition spielen mit rein. Aber mit dem Raster oben liegst du in 95 % der Fälle richtig.
So berechnest du deine ideale Tiefe Schritt für Schritt
Wenn du es punktgenau willst, geh so vor. Du brauchst ein Maßband und zwei Minuten.
- Deinen Monitor-Abstand bestimmen
Richte dich auf, Schultern locker, Rücken anlehnen. Miss den Abstand von deiner Nasenspitze zur gedachten Bildschirmfläche, die sich für dich angenehm anfühlt. Richtwerte nach Erfahrung und ISO 9241‑5:
- Laptop 13-15": 45-60 cm
- 24": 55-65 cm
- 27": 60-75 cm
- 32": 70-85 cm
- 34" ultrawide: 75-90 cm
Setz einen Zielwert in der Mitte des Bereichs (z. B. 27" → 70 cm).
- Platz vor der Tastatur addieren
Für entspannte Handgelenke brauchst du 8-12 cm Auflage vor der Tastatur. Ich empfehle 10 cm als sichere Bank.
- Tastatur-Tiefe prüfen
Flache Tenkeyless: 14-16 cm; Standard mit Ziffernblock: 18-20 cm; Ergonomische Split-Keyboards: 20-22 cm. Nimm deinen Wert.
- Monitorfuß/Arm berücksichtigen
Ein dicker Monitorfuß ragt 20-25 cm in die Tiefe, ein zierlicher 12-15 cm. Mit einem Monitorarm kannst du den Bildschirm sehr nah an die Wand bringen (Spareffekt häufig 8-12 cm). Notiere deinen Ist-Wert.
- Kabel- und Wandabstand
Für Netz- und Displaykabel brauchst du 3-5 cm Luft hinter dem Monitor oder zwischen Tisch und Wand, sonst knicken die Kabel. Notier 3-5 cm Reserve.
Faustformel für die Tisch-Tiefe: Ziel‑Sichtabstand (z. B. 70 cm) erreichst du dann komfortabel, wenn du Tastatur plus Handauflage vor dir hast und den Monitor möglichst weit hinten platzierst. In der Praxis hat sich bewährt:
- Empfohlene Tisch-Tiefe ≈ Ziel‑Sichtabstand − 5 bis 10 cm (denn du sitzt nicht exakt an der Tischkante) + Kabel-/Wandreserve (3-5 cm).
Klingt abstrakt? Ein Beispiel: 27"-Monitor, Zielabstand 70 cm. Du sitzt typischerweise 5-8 cm hinter der Tischkante (Bauchfreiheit). Mit 3 cm Kabelreserve ergibt sich: 70 − 7 + 3 ≈ 66 cm. Das wäre rechnerisch genug - in der Praxis willst du aber zusätzlich 10 cm Handauflage und die Tastatur stabil vor dir haben. Deshalb bumpen wir auf 75-80 cm, damit du die Tastatur schieben, ein Notizbuch davor legen und den Monitor entspannt zentrieren kannst. Mathematik trifft Alltag.
Noch zwei Stellschrauben:
- Monitorarm: Bringt den Bildschirm dichter zur Wand → häufig reichen 70-75 cm statt 80 cm.
- Low-Profile-Tastatur: Spart 2-4 cm, spürbar auf 70‑cm‑Tischen.
Wenn du mit gekrümmten (curved) oder sehr tiefen Monitoren arbeitest: Kurven holen den Rand etwas zu dir, dafür ist der Standfuß oft bulliger. Unterm Strich bleibt der Bedarf ähnlich, bei 34" UW („ultrawide“) plane eher 90 cm ein.
Was sagen Normen? In Europa regelt EN 527 Abmessungen von Bürotischen, verbreitete Ausführungen bieten 80 cm Tiefe. DIN EN ISO 9241-5 (Ergonomie der Mensch-System-Interaktion) empfiehlt einen variablen Betrachtungsabstand von etwa 500-750 mm, der mit 70-90 cm Tisch-Tiefe bequem erreichbar ist. In Österreich fordert die Bildschirmarbeitsverordnung (BGBl. II Nr. 124/1996) eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes - sprich: Bildschirm so aufstellen, dass blendfrei und entspannt gearbeitet werden kann. Tiefe ist dabei das Mittel zum Zweck.
Beispiele, Setups und Platz-Tricks für kleine Räume
Du willst es konkret? Hier sind Szenarien, die ich regelmäßig sehe - mit ehrlichen Empfehlungen und Notlösungen für enge Wohnungen.
- Studentin im 1‑Zimmer‑Apartment, 14"‑Laptop
Nutzen: Mails, Recherche, 2-3 Stunden am Stück. Empfehlung: 60-65 cm Tiefe reichen. Bonus: Externe Tastatur + Laptop-Ständer bringen den Screen höher, trotzdem bleibt 60-65 cm okay. Trick: Tisch 62-65 cm, dafür 80-100 cm Breite - so passt noch ein Collegeblock neben den Laptop.
- Office-Worker, 24"-Monitor
Nutzen: 8 Stunden/Tag, viel Lesen/Tippen. Empfehlung: 70 cm Tiefe. Mit Monitorarm auch auf 70 cm sehr angenehm, ohne Arm lieber 75-80 cm, wenn der Fuß wuchtig ist. Stolperfallen: Tastatur direkt an der Tischkante - gönn dir 8-10 cm Handauflage.
- Projektmanager, zwei 24"-Monitore
Nutzen: Multi-Tasking, Tickets, Meetings. Empfehlung: 80 cm Tiefe. Warum? Du willst die Monitore leicht im V anordnen und trotzdem 60-70 cm Abstand halten. Notlösung: 70-75 cm mit Doppel-Monitorarm und Slim-Tastatur.
- Entwicklerin, 27" + Laptop seitlich
Nutzen: Code, Terminal, Videocalls. Empfehlung: 75-80 cm. Ein Monitorarm spart Tiefe und lässt den Laptop auf einem Ständer seitlich gut integrieren. Tipp: 80 cm Tiefe plus Kabeldurchlass hinten - die Stecker verschwinden, der Bildschirm kommt 2-3 cm näher an die Wand.
- Designer, 32" oder 34" ultrawide
Nutzen: Layout, Timeline, Farbkorrektur. Empfehlung: 90-100 cm Tiefe, sonst sitzt du zu nah am Panel. Curved hilft bei Rändern, aber nicht beim Zentrum - die Diagonale bleibt groß. Notlösung: Wandhalterung, damit du das Panel 2-3 cm vor die Wand bekommst. Dann reichen gute 90 cm.
- Illustratorin, Stift-Display/Zeichenbrett vor der Tastatur
Nutzen: Skizzen, Retusche. Empfehlung: 90-100 cm. Du brauchst Fläche vor dir und trotzdem Sichtlinie zum Referenzmonitor. Trick: Schubladen-Auszug für das Tablet (+ ergonomisch, weil du die Neigung variierst).
- Homeoffice in der Nische
Breite fix, Tiefe knapp. Lösung: Maßplatte 70-75 cm, dazu schmale Schubladen (max. 30 cm tief), Monitorarm und Untertisch-Kabelwanne. Achte auf Steckertiefe - Winkelstecker sparen 2-3 cm.
- Stehschreibtisch (Sitz/Steh)
Beim Hochfahren „wandert“ der Abstand zu dir leicht. Mit 80 cm bist du bei 24-27" safe. Bei 32-34" lieber 90 cm. Prüfe, ob die Tischplatte genug Steifigkeit hat, damit Monitorarme im Stehen nicht nachfedern.
Kleine Räume, große Wirkung - fünf Tiefe-Spartricks, die nicht wehtun:
- Monitorarm statt Fuß: spart 8-12 cm.
- Winkelstecker und Kabeldurchlass: 2-5 cm näher an die Wand.
- Low-Profile-Tastatur: 2-4 cm weniger Tastaturtiefe.
- Schmale Handballenauflage (Gel): komfortabel bei nur 60-65 cm.
- Wandregal über dem Tisch statt Krimskrams auf der Platte.
Und noch was Unterschätztes: die Stuhltiefe. Wenn die Armlehnen zu hoch sind, sitzt du automatisch weiter vorne und rutschst an die Tischkante. Das „frisst“ deine Handauflage. Stell die Armlehnen so ein, dass sie knapp unter Tischhöhe sind und du locker aufliegst.
Checkliste, Tabelle, FAQ und nächste Schritte
Bevor du kaufst, miss einmal sauber. Diese Checkliste verhindert Fehlgriffe:
- Monitorgröße notiert (in Zoll)?
- Bevorzugter Seh-Abstand getestet (kurz hinsetzen, Maßband dran, 60-80 cm)?
- Monitorfuß vs. Monitorarm entschieden?
- Kabelreserve hinter dem Tisch eingeplant (3-5 cm)?
- Tastaturtiefe gemessen (Komfort + Handauflage 10 cm)?
- Nutzung geklärt: Laptop-Only, 1 Monitor, 2 Monitore, Zeichnen?
- Raum geprüft: passt die Tiefe real zwischen Wand und Stuhl (inkl. Bewegungsraum)?
Die folgende Tabelle führt gängige Setups mit passenden Tiefen auf - plus Kniffe, falls dein Raum knapp ist.
Setup |
Monitor(e) |
Empf. Tiefe (cm) |
Warum |
Platz-Trick |
Laptop-Only |
13-15" |
60-65 |
Kurzer Sichtabstand, flache Eingabe |
Externe Tastatur + Ständer bleiben im Rahmen |
Single Monitor |
22-24" |
70 |
55-65 cm Seh-Abstand erreichbar |
Monitorarm ermöglicht 70 cm sicher |
Single Monitor |
27" |
75-80 |
60-75 cm Seh-Abstand komfortabel |
Schmale Tastatur hält 75 cm tauglich |
Dual Monitore |
2 × 24" |
80 |
V‑Anordnung, Kopfweg kurz |
Doppelarm spart Tiefe |
UltraWide |
34" (curved) |
90-100 |
Große Diagonale, Randdistanz |
Wandhalterung = 2-3 cm Bonus |
Grafik/Zeichnen |
+ Stift-Display |
90-100 |
Tablet vor Tastatur braucht Fläche |
Auszug/Neigungsbrett |
Sitz/Steh |
27" |
80 |
Stabiler Abstand im Stand |
Steifer Arm, Kabelkette |
Typische Stolperfallen - und schnelle Fixes:
- 60‑cm‑Platte, 27"-Monitor, Nackenweh: Monitorarm montieren, Tastatur flacher, Stuhl 3-5 cm zurück; wenn’s nicht reicht → 75-80 cm Platte.
- Wuchtiger Monitorfuß frisst 20 cm: Tausche gegen Arm; oft die günstigste Verbesserung überhaupt.
- Tisch steht direkt an der Wand: 2-3 cm Abstand schaffen (Filz-Puffer); Kabel knicken sonst und zwingen den Monitor nach vorn.
- Klapptisch wackelt: Tiefe zählt nichts, wenn’s wobbelt. Querstrebe oder Wandwinkel nachrüsten.
Mini‑FAQ
- Gibt es eine „Normtiefe“?
Im Büroalltag haben sich 80 cm etabliert. EN 527 regelt Bürotischmaße, viele Hersteller bieten 80 cm als Standard. Für Homeoffice sind 60-100 cm üblich - je nach Nutzung.
- Reicht 60 cm Tiefe für einen 24"-Monitor?
Ja, mit Monitorarm, flacher Tastatur und etwas Wandabstand - grenzwertig, aber möglich. Komfortabler sind 70 cm.
- Was, wenn der Raum nur 65 cm hergibt?
Arm, Winkelstecker, Low‑Profile‑Tastatur, dünne Handauflage, Monitor leicht höher und minimal kippen - so holst du das Maximum raus.
- Zählt Körpergröße?
Ja, aber weniger als du denkst. Größere Menschen sitzen tendenziell 2-3 cm weiter vom Tisch weg; die Empfehlung springt dadurch selten in die nächste Tiefe-Klasse.
- Curved vs. flach?
Curved verringert den Randabstand, das Zentrum bleibt gleich weit. Für die Tiefe ändert sich wenig; bei 34" bleib bei 90-100 cm.
- Stehschreibtisch - andere Tiefe?
Nicht zwingend. Wichtig ist Stabilität gegen Schwingungen. Bei großen Monitoren eher 90 cm, damit du im Stand nicht zu nah bist.
Nächste Schritte - kurz und knackig:
- Monitorgröße checken und den gewünschten Seh-Abstand festlegen (z. B. 70 cm bei 27").
- In die Tabelle schauen und Tiefe wählen (z. B. 80 cm).
- Entscheiden: Monitorarm ja/nein, flache Tastatur ja/nein.
- Platte mit 2-3 cm Wandabstand und Kabeldurchlass planen.
- Vor dem Kauf einmal am Esstisch simulieren: Stuhl + geliehener Meterstab, passt der Abstand? Wenn ja → kaufen.
Wenn du schon einen Tisch hast und nur optimieren willst, geh den „Spartrick‑Dreiklang“: Monitorarm montieren, Kabel sauber führen, Tastatur flacher. Das kostet wenig und macht aus 70 cm gefühlt 80.
Kurzer Reality‑Check aus der Praxis: Die meisten, die ich in den letzten Jahren beraten habe, landen bei 80 cm, wenn ein externer Monitor im Spiel ist. Wer nur am Laptop arbeitet, ist mit 60-65 cm zufrieden. Und wer viel visual arbeitet (DAW, Video, CAD), merkt ab 90 cm Tiefe, wie entspannt die Schultern bleiben. Wenn du unsicher bist, baue dir mit Karton oder Malerkrepp die Tiefe auf deinem aktuellen Tisch nach. Fühlt es sich eng an, ist es eng.
Ergonomie ist kein Dogma, sondern ein Fenster: Ziel ist, innerhalb von 50-75 cm Sichtabstand variieren zu können (DIN EN ISO 9241‑5) - mal näher zum Lesen, mal weiter weg für den Überblick. Die richtige Tisch‑Tiefe sorgt dafür, dass dieses Fenster offen bleibt.
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