Ethereum ist heute das Herzstück vieler dezentraler Anwendungen, doch die immer steigenden Nutzerzahlen bringen ein klassisches Problem mit sich: hohe Transaktionsgebühren und langsame Bestätigungen. L2‑Netzwerke sind Layer‑2‑Lösungen, die genau dieses Skalierungsdilemma adressieren, indem sie die meiste Arbeit off‑chain erledigen und nur das Ergebnis periodisch auf die Haupt‑Ethereum‑Chain schreiben. In diesem Artikel erfährst du, was L2‑Netzwerke genau sind, warum sie unverzichtbar geworden sind, wie sie technisch funktionieren und welche Lösungen aktuell am dringendsten empfohlen werden.
Ein L2‑Netzwerk ist ein Protokoll, das über der Basis‑Layer‑1‑Blockchain wie Ethereum operiert und die meisten Transaktionen parallel verarbeitet. Durch das Batching von Transaktionen und das speichereffiziente Berechnen können L2‑Chains Tausende von Aktionen pro Sekunde bedienen, während die Haupt‑Chain nur ein kompakteres Zusammenfassungspaket („State Root“) übernimmt.
Die Ethereum‑Mainnet‑Kapazität liegt bei etwa 15‑30 Transaktionen pro Sekunde (tps). Bei starkem Nutzeraufkommen entsteht ein Rückstau, der zu:
Ein L2‑Netzwerk wirkt hier als Entlastungsventil: Es aggregiert Transaktionen, reduziert die Datenmenge, die auf die Mainnet‑Chain geschrieben werden muss, und ermöglicht so kostengünstige, schnelle Interaktionen.
Die meisten modernen L2‑Lösungen basieren auf dem Konzept des Rollup ein Verfahren, das Transaktionen off‑chain zusammenfasst und die aggregierten Daten in einer einzigen Commitment‑Transaktion auf die Layer‑1‑Chain schreibt. Zwei zentrale Varianten unterscheiden sich im Prüfmechanismus:
Hier wird angenommen, dass die off‑chain Berechnungen korrekt sind („optimistisch“). Ein Zeitraum von typischerweise 7Tagen (Challenge‑Period) erlaubt jedem, die Berechnungen anzufechten. Wird ein Betrug nachgewiesen, muss der betrügerische Operator eine Strafe zahlen und das fehlerhafte Ergebnis wird korrigiert. Bekannte Beispiele sind Arbitrum ein Optimistic‑Rollup‑Projekt, das hohe Durchsätze und niedrige Gebühren bietet und Optimism ein weiteres Optimistic‑Rollup, das stark auf Entwicklerfreundlichkeit setzt.
Im Gegensatz dazu erzeugen ZK‑Rollups sofortige kryptographische Beweise („Zero‑Knowledge‑Proofs“), die beweisen, dass die off‑chain Berechnungen korrekt sind, ohne die Daten selbst offenlegen zu müssen. Diese Beweise werden auf Ethereum verankert und gelten als unwiderlegbar, sodass keine Challenge‑Period nötig ist. Beispiele sind zkSync ein ZK‑Rollup, das extrem niedrige Gas‑Kosten für Mikro‑Transaktionen bietet und StarkNet ein ZK‑Rollup, das STARK‑Beweise nutzt und auf hohe Skalierbarkeit abzielt.
Abgesehen von Rollups gibt es noch weitere, kleinere Konzepte:
Projekt | Typ | Durchsatz (tps) | Durchschnittliche Gebühren (USD) | Sicherheitsmodell | Beste Anwendungsfälle |
---|---|---|---|---|---|
Polygon | Sidechain (eigene Consensus‑Chain) | ≈7000 | ~0,001$ | Verankert über Periodic Checkpoints auf Ethereum | DeFi, NFT‑Marktplätze |
Arbitrum | Optimistic Rollup | ≈4500 | ~0,002$ | Challenge‑Period7Tage, Fraud‑Proofs | General‑Purpose DApps |
Optimism | Optimistic Rollup | ≈4000 | ~0,002$ | Challenge‑Period7Tage, Fraud‑Proofs | DeFi, Gaming |
zkSync | ZK‑Rollup | ≈2000 | ~0,0005$ | Zero‑Knowledge‑Proofs (unwiderruflich) | Mikro‑Payments, NFT‑Minting |
StarkNet | ZK‑Rollup (STARK) | ≈5000 | ~0,001$ | STARK‑Proofs, hohe Skalierbarkeit | Heavy‑Compute DApps, Gaming |
Ein zentrales Versprechen von L2‑Netzwerken ist, dass die Sicherheit der Ethereum‑Mainnet‑Chain erhalten bleibt. Das geschieht über:
Das Vertrauen in ein L2‑Projekt hängt also von der Robustheit des Off‑Chain‑Operators und der Transparenz der Challenge‑Periode ab. Bei sofortigen ZK‑Proofs ist das Risiko geringer, weil keine Frist zur Anfechtung besteht.
Für End‑User ist der Wechsel zu einem L2‑Netzwerk fast genauso einfach wie das Wechseln zwischen verschiedenen Ethereum‑Wallets:
https://arb1.arbitrum.io/rpc
).Die meisten Wallet‑Interfaces zeigen inzwischen das aktuelle Gas‑Level sowohl für L1 als auch L2 an, sodass du die Kosten im Blick behältst.
Ethereum arbeitet aktiv an EIP‑4844 (Proto‑Danksharding), das Blob‑Storage einführt und damit die Datenbasis für zukünftige Rollups drastisch erweitert. Ziel ist ein „Modular‑Ethereum“, bei dem die Base‑Layer‑1 nur noch das Settlement übernimmt, während spezialisierte Rollups die gesamte Transaktionslogik tragen.
Weitere Trends:
Für Entwickler bedeutet das, dass die Wahl des richtigen L2‑Stacks immer stärker von den spezifischen Anforderungen der Anwendung abhängt - etwa ob man schnelle Finalität (ZK) oder maximale Durchsatz‑Flexibilität (Optimistic) benötigt.
Optimistic Rollups gehen davon aus, dass Transaktionen korrekt sind und erlauben nachträgliche Anfechtungen über einen Challenge‑Period. ZK‑Rollups hingegen erzeugen sofort kryptographische Beweise, die die Korrektheit beweisen, sodass keine Anfechtungsphase nötig ist.
Beim Transfer zu einem L2‑Network werden die Tokens im Grunde auf einem Smart Contract des Bridges gesperrt, während die gleichen Tokens als äquivalente Darstellung auf dem L2 verfügbar sind. Sobald du zurück zum Mainnet gehst, werden sie wieder freigegeben.
Die Sicherheit von L2‑Transaktionen beruht auf der finalen Verankerung auf der Ethereum‑Mainnet‑Chain. ZK‑Rollups bieten dabei die höchste Sicherheit, weil die Beweise unveränderlich sind. Optimistic Rollups sind ebenfalls sicher, erfordern aber das korrekte Funktionieren der Challenge‑Period.
Nur wenn die DApp speziell für das jeweilige L2‑Network entwickelt oder portiert wurde. Viele populäre DeFi‑Protokolle bieten inzwischen Bridges zu den größten L2‑Chains, aber nicht jede Smart‑Contract‑Funktion ist automatisch kompatibel.
Bei Optimistic Rollups kann es bis zu 7Tage dauern, weil die Challenge‑Period abgewartet werden muss. ZK‑Rollups sind sofort final, weil der Proof bereits die Korrektheit garantiert.
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